Klosterlandschaft Langheim erhält Europäisches Kulturerbe-Siegel

Das Projekt „Cisterscapes connecting Europe“ wurde im belgischen Antwerpen mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet

EKS für CisterscapesLandratsamt Bamberg, Frank Förtsch
Vertreter des Cisterscapes-Netzwerks und der 17 Einzelstätten bei der Siegel-Verleihung in Antwerpen

Die vom Landkreis Bamberg koordinierte Bewerbung von 17 zisterziensischen Klosterlandschaften aus fünf europäischen Ländern, Cisterscapes connecting Europe, wurde am Mittwochabend im belgischen Antwerpen mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet. Die Klosterlandschaft Langheim ist dabei eine der 17 Einzelstätten und Projektpartner und darf sich nun zum europäischen Kulturerbe zählen. Mit den weiteren bayerischen Einzelstätten Kloster Ebrach und Kloster Waldsassen geht das Europäischen Kulturerbe-Siegel (EKS) damit das erste Mal nach Bayern.  

„Ich freue mich sehr, dass wir mit der Klosterlandschaft Langheim einen Beitrag zum Projekt Cisterscapes und der europaweiten Zusammenarbeit und Vernetzung leisten können und gratuliere allen Projektbeteiligten zu dieser großartigen Auszeichnung mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel. Wir freuen uns über das Siegel und auf die weitere Zusammenarbeit im Cisterscapes-Netzwerk,“ freut sich der Erste Bürgermeister der Stadt Lichtenfels Andreas Hügerich.

Bereits seit Ende 2018 arbeiten in Lichtenfels Stadtarchivarin Christine Wittenbauer und Steffen Hofmann, Leiter des Amtes für Wirtschaft, Tourismus und Kultur der Stadt Lichtenfels, gemeinsam mit der Regionalkoordinatorin Andrea Musiol aus dem Landratsamt Lichtenfels und weiteren Partnern an der Bewerbung der Einzelstätte Kloster Langheim im Netzwerk Cisterscapes um das Europäischen Kulturerbe-Siegel, die nun von Erfolg gekrönt ist.  

Im Oktober 2022 entschied die Kulturministerkonferenz in Berlin, dass die, vom Landkreis Bamberg koordinierte, bisher größte transnationale Bewerbung durch 17 Klosterlandschaften aus fünf europäischen Ländern (Deutschland, Österreich, Polen, Slowenien und Tschechien), Cisterscapes - Cistercian landscapes connecting Europe, die deutsche Einreichung zum Europäischen Kulturerbe-Siegel wird.  

Am Mittwoch, 17. April 2024 wurde das Siegel schließlich in Antwerpen an das Projekt Cisterscapes verliehen.

„Das ist ein großer Tag für uns alle. Wir sind jetzt Teil einer weiteren aktiven europäischen Familie! Das Kulturerbe-Siegel ist für uns eine Verpflichtung, uns weiter mit ganzer Kraft für die europäische Einheit zu engagieren!“ Das bekräftigte der Bamberger Landrat Johann Kalb, Initiator des Projektes Cisterscapes connecting Europe, am Mittwochabend bei der Siegelverleihung durch EU-Kommissarin Iliana Ivanova im Elisabeth Center Antwerpen.

Christine Wittenbauer und Steffen Hofmann, die für die Einzelstättenbewerbung der Klosterlandschaft Langheim verantwortlich zeichnen, waren bei der Verleihung in Antwerpen und freuen sich über diese große Auszeichnung.  

EKS für Cisterscapes und Klosterlandschaft LangheimStadt Lichtenfels, Steffen Hofmann
(v. l.) Stadtarchivarin Christine Wittenbauer und Steffen Hofmann, Leiter des Amtes für Wirtschaft, Tourismus und Kultur mit dem Bamberger Landrat Johann Kalb, Initiator des Projektes, bei der Siegelvergabe in Antwerpen.

„Die Vernetzung auf europäischer Ebene verstärkt den gegenseitigen Austausch und die Zusammenarbeit insbesondere mit der Langheimer Zisterzienserfamilie wie mit dem Mutterkloster Ebrach, dem Tochterkloster Plasy und dem „Enkelkloster“ Velehrad in Tschechien. Das Kulturerbe-Siegel lässt uns nun weiter zusammenwachsen. Wir sind sehr stolz über diese Auszeichnung und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und die Projekte im Netzwerk“, so Stadtarchivarin Christine Wittenbauer.

„Dass diese Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg von unschätzbarem Wert ist, zeigt auch das Treffen mit den Projektpartnern hier in Antwerpen erneut,“ zeigt sich der Leiter des Amtes für Wirtschaft, Tourismus und Kultur der Stadt Lichtenfels, Steffen Hofmann, begeistert. „Ein großes Dankeschön geht an die Projektleitung und an alle Projektpartner, insbesondere an Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Dippold, der das Projekt im wissenschaftlichen Beirat begleitet und unterstützt. Danke auch an die Heimatfreunde in Klosterlangheim, die die Geschichte des Ortes weitertragen. Wir haben bereits einige Projekte im Netzwerk auf den Weg gebracht und weitere sind bereits in Planung, die die ehemalige Klosterlandschaft mit ihren einzigartigen Natur- und Kulturschätzen erfahrbar machen soll“, so Hofmann weiter.  

Der 6.400 km lange Fernwanderweg „Weg der Zisterzienser“ ist dabei ein wichtiges verbindendes Element über alle beteiligten Klosterstätten hinweg, der auch Klosterlangheim mit den Partnerstätten verbindet. Die Kulturlandschaft um das Kloster Langheim mit den bis heute noch sichtbaren Spuren und Elementen der Zisterzienser, wie z. B. die Basilika Vierzehnheiligen, sind bis heute prägend für die Region.  

Der Landkreis Lichtenfels ist gemeinsam mit der Stadt Lichtenfels Projektpartner dieses transnationalen Projektes und freut sich über die erfolgreiche Bewerbung um das Siegel: „Das ist eine großartige Auszeichnung für die Klosterlandschaft Langheim und damit für unseren Landkreis und unsere Region. Das Projekt steht für den europäischen Zusammenhalt über Grenzen hinweg. Wir sind stolz, Teil dieses Projektes zu sein,“ freut sich Landrat Christian Meißner.

Insgesamt gibt es in der aktuellen Runde des Europäischen Kulturerbe-Siegels neben Cisterscapes sechs weitere Siegelträger in Spanien, den Niederlanden, Belgien, Finnland, Rumänien und Italien.

Weitere Informationen zum Projekt CISTERSCAPES unter www.cisterscapes.eu

 

Über das Projekt Cisterscapes und die Zisterzienser:

Die Zisterzienser als Landschaftsgestalter

Der Orden der Zisterzienser hat seit dem Mittelalter Spuren in der Landschaft hinterlassen. Von Burgund aus ließen sich die Zisterzienser in ganz Europa nieder, errichteten Klöster in der Einsamkeit sumpfiger Täler, kultivierten und besiedelten Land. Zisterziensische Klosterlandschaften weisen europaweit typische Merkmale auf. Sie sind gemeinsames europäisches Erbe:

  • ein ausgeklügelter Wasserbau zur Ver- und Entsorgung des Klosters und zur Energiegewinnung (Brunnen, Latrinen, Brauereien, Mühlen)
  • umfangreiche Teichwirtschaft zur Fischversorgung während der Fastenzeiten
  • Grangien, spezialisierte Wirtschaftshöfe mit entsprechend großen Parzellen für Ackerbau und Viehzucht als ökonomische Basis der Klosterwirtschaft
  • große Wälder zur Bau- und Brennholzversorgung
  • Weinbau für religiöse Zwecke, aber auch für den Handel
  • Obst- und Hopfenbau
  • Stadthöfe als Vermarktungsorte für die Überschüsse

Auch in der Klosterlandschaft Langheim lassen sich heute noch die Spuren der Zisterzienser entdecken. Darunter auch viele historische Bauwerke in der Region. So ließen die Langheimer Zisterzienser etwa einst die Basilika in Vierzehnheiligen errichten. Der Gutshof Nassanger, der mit seiner ringförmigen Bauweise ein einmaliges Architekturexperiment darstellt, wurde von den Zisterziensern geschaffen. In Hochstadt a. Main ließ 1605 der Langheimer Abt Johann Bückling ein imposantes Wirtshaus errichten, das heute noch ein Wahrzeichen der Gemeinde ist und seit 1976 als Bezirkskrankenhaus genutzt wird. Auch das Weismainer Rathaus wurde einst von den Zisterziensern als Amtshaus betrieben. In Isling gehörte der dortige Pfarrhof samt Kirche zur Grundherrschaft des Klosters Langheim. Auch das Schloss Tambach diente einst als Amtshof und gelegentlich als Sommerresidenz des Abtes.

Die Klosterlandschaft Langheim ist Teil des transnationalen Kooperationsprojektes „Cisterscapes – connecting Europe“.

Das 2019 gegründete Netzwerk Cisterscapes macht das grenzübergreifende kulturelle Erbe zisterziensisch geprägter Landschaften sichtbar. Insgesamt 17 Partner aus fünf europäischen Ländern, darunter eine Reihe aktiver Konvente, gehören dem Netzwerk an. Koordiniert vom Landkreis Bamberg als Teil der Klosterlandschaft Ebrach. Alle Klöster des Netzwerks entstammen der Filiationslinie der Primarabtei Morimond, einem der aktivsten Klöster bei der Ausbreitung des Ordens in Mittel- und Osteuropa.

Das Projekt wurde nun mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.

Weitere Informationen zum Projekt Cisterscapes unter www.cisterscapes.eu

 

Das Europäische Kulturerbe-Siegel

Seit 2011 zeichnet die Europäische Union europäische Kulturdenkmale, Kulturlandschaften, kulturelle Stätten und Gedenkstätten mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel (EKS) aus. Für eine solche Auszeichnung qualifiziert sind Stätten, die symbolisch und beispielhaft für die europäische Einigung sowie die Ideale und Geschichte Europas bzw. der Europäischen Union stehen und diese Bedeutung mit geeigneten Aktivitäten zum Ausdruck bringen.

Ziel der Initiative ist es, das Zugehörigkeitsgefühl der europäischen Bürgerinnen und Bürger zur EU und ihren gemeinsamen Werten zu stärken und den Zugang zum europäischen Kulturerbe zu erleichtern.

(Quelle: https://www.kmk.org/themen/kultur/europaeisches-kulturerbesiegel.html)